Als Markus die Auferstehung Jesu verkundigte, nannte er den Auferstandenen grammatisch merkwurdig to.n evstaurwme,non, den Gekreuzigten.(Mk 16,6) Mit dem Ausdruck to.n evstaurwme,non stellt er den schon auferstandenen Jesus nicht im Tempus des Prateritums, sondern des Perfekts als den immer noch gegenwartig Gekreuzigten dar. Solch Ausdruck ist kein narrativer Ausdruck, sondern zutiefst ein theologischer. Dieser Ausdruck kommt im Markusevangelium nur einmal vor, und auser der matthaischen Parallele ist er nur an drei Stellen in den paulinischen Briefen vorhanden.(1Kor 1,23, 2,2; Gal 3,1) In den Stellen verwendet Paulus den Ausdruck o` evstaurwme,noj als den Kern der Logik des Kreuzes, in der alle Eigenschaften der Menschen aufgehoben werden. Durch die paradoxe Offenbarung, dass der Verfluchte am Kreuz als der Sohn Gottes erscheint, entdeckt er die Gnade Gottes, die den Menschen ohne Berucksichtigung auf die Eigenschaften ohne Unterscheidung bedingungslos aufnimmt. Die Offenbarung als ein sowohl singulares als auch subjektives Ereignis konstruiert den Charakter der Wahrheit als solches. Durch diese singulare und subjektive Wahrheit wird dem Menschen die Moglichkeit eroffnet, unter der bedingungslosen Aufnahme Gottes im wahrsten Sinn als ein individuelles Subjekt vor Gott zu stehen, und zuletzt konstituiert diese individuelle Subjektivitat den Universalismus des Heils. Auf solcher Weise ermoglicht das Konzept von o` evstaurwme,noj den Universalismus des Heils und wird zur Grundlage fur den allgemeinen Universalismus, unter dem alle Menschen ohne Unterscheidung als gleichwertig und gleichberechtigt gelten. Markus verwendet den durchaus theologischen Titel von Paulus, der den Universalismus tragt, und ubernimmt dadurch diese Theologie des Paulus in seine eigene Theologie. Dies ist mehr als nur eine blose Rezeption eines Wortes. Markus baut auch den Plot seines Evangeliums unter dem Aspekt des paulinischen Universalismus auf. Mit den Erzahlungen zum Beispiel, einschlieslich des Bootreisemotivs und Brotmotivs, berichtet Markus uber das Wirken Jesu und verdeutlicht die Grenzenlosigkeit Jesu. Anders als bei den drei ubrigen Evangelien geschieht das Brotwunder, das die umsonst bekommene Gnade Gottes symbolisiert, zweimal: in den beiden Gebieten der Juden und der Heiden.(Mk 6,30-44; 8,1-10) Dies zeigt nochmals die Aufhebung der Unterschiede zwischen den Menschen. In seinem Evangelium stellt also Markus die paulinische Theologie des Universalismus erzahlerisch dar. Ein anderes Beispiel fur den Universalismus kann man in der Damonenaustreibungerzahlung von Markus, die im Markusevangelium eine theologisch besondere Bedeutung hat, auffinden. Die Damonenaustreibung Jesu geschieht namlich sowohl bei den Juden als auch bei den Heiden als das erste Wirken Jesu.(Mk 1,21-28; 5,1-20) So funktioniert der Ausdruck o` evstaurwme,noj, der den Auferstandenen den gegenwartig am Kreuz Gekreuzigten verkundigt, als eine theologische Grundlage fur den Universalismus so wie ein Beruhrungspunkt der markinischen und paulinischen Theologie. In diesem Zusammenhang ware es auch notig, die Moglichkeit ernst zu nehmen, den Ausdruck o` evstaurwme,noj als einen christologischen Hoheitstitel anzunehmen.