In dieser Arbeit wird versucht, die Lebenskrise und die Suche nach Hoffnung von Ostdeutschen um der Zeit der Wende in Ingo Schulzes Simple Storys zu analysieren. In diesem Werk wird das Thema der Frustration der Ostdeutschen in Altenburg bei den Versuchen der Anpassung an die veranderten Umstande durch 29 Kapitel variiert. Das Leben der Personen in diesem Roman aus der ostdeutschen Provinz ahnelt dem vom Adam und Eva, die aus dem Paradies vertrieben wurden. Obwohl es nicht unproblematisch ist, die DDR als Paradies zu bezeichnen, steht dennoch fest, dass die Ostdeutschen aus einem Zustand vertrieben worden sind, in dem sie in der DDR-Zeit ohne Sorge um Haus und Essen gelebt haben, und nun mit einer Situation konfrontiert sind, in der sie von einem Tag auf der anderen trotz einer materiell reichen Gesellschaft sich darum sorgen mussen. So gehen sie mit korperlicher und seelischer Mudigkeit und Wundenstandig vorwarts, um ein Stuck Gluck, sei es ein Platz oder sei es eine Liebe, zu suchen. Als dringlichstes Problem stellt sich die Kluft zwischen Vergangenheit und Gegenwart dar. Durch den Fall der Berliner Mauer ist zwar die geographische Kluft verschwunden, aber durch die Absorbtion der DDR durch die BRD ist die ideologische Kluft, an der die Ostburger leiden sollen, in Form einer großen, noch nicht heilenden Wunde geblieben. Wie oben analysiert, gehen die Versuche der Vergangenheitsbewaltigung durch die alter Generation vergeblich zu Ende: Ernst Meurer hat die DDR-Erfahrungen nach der Wende nicht sachgemaß beseitigt, sondern nur in sein Inneres gedruckt, was ihn schließlich in den Wahnsinn getrieben hat. Eine andere Figur, der einaugige Dieter Schubert wollte sein Ressentiment durch Erzahlen ausscheiden, aber er konnte seinen Blickpunkt nicht richtig fixieren, letztendlich hat er einen Herzanfall bekommen. DieseTragodie wurde durch die Vereinigungsweise der Absorption verursacht, trotzdem wurde sie nur als die private Sache von den Ostdeutschen angesehen. Obwohl dieses Werk eine Serie von Fehlern und Frustratonen der Ostburger um und nach der Wende schildert, gibt es dazwischen aber ein Stuck Hoffnung. Diese Hoffnung ist bemerkenswert, weil es nun nicht um eine einseitige Anpassung der Ostburger an das westliche kapitalistische System geht, sondern um eine viel positivere Form. Jenni, die zur jungsten Generation unter den vielen Figuren im Roman gehort, halt an einer Haltung fest, mit der sie die Vergangenheit nicht vergessen und davon etwas lernen will. Und anders als die anderen ist sie gar nicht ungeduldig, um lucky seven zu erreichen. Auch wenn im Endkapitel 29 der Versuch von Martin, einen neuen Arbeitsplatz zu suchen, fehlgeschlagen ist, gelingt es Martin zu erkennen, dass in der kapitalistischen Gesellschaft des Westens es etwas Wichtigeres als Geld gibt. So konnte er endlich die Koordinate Nordsee, einen geistigen Orientierungsort finden, wohin Jenni und Martin Hand in Hand im Gleichschritt marschieren. Nordsee ist ein unbekannter Ort oder Zeit, aber das bedeutet keine Ruckkehr zur Vergangenheit der DDR, sondern nur keine hastige Anpassung an die unmenschliche kapitalistische Gegenwart. Nordsee ware die Zukunft, wo die Nachteile des Kommunismus der DDR und des Kapitalismus des Westens aufgehoben sind. Die Ostburger und die Westburger sollen sich zusammen bestreben, dort anzukommen.