Die vier Elemente, die als motivische Subjekte der bildenden Kunst aufgetaucht sind, haben eine lange reprasentatorische Geschichte. Die Vierelementslehre, die aus der antiken Philosphie entstand, erscheint nach dem Manierismus oft als allegorische Form. Die am Ende des 16. Jahrhunderts herausgegebene Jconologia von Cesare Ripa ist ein gutes Beispiel dafur, worin man die Vierelementslehre als Erde, Wasser, Feuer und Wind bildlich wiedergibt, und gesammelte Exemplare schriftlich verdeutlicht. Jedoch hat sich die bildliehe Wiedergabe der vier Elemente von den Prozessen beschrankt entwickelt, um die philosophischen und literarischen Begriffe bildlich darzustellen. Allerdings hatte der Renaissancekunstler Michelangelo Buonarotti schon fruher durch das immanente Prinzip der Kunst ein autonomes Wachstums- und Entwicklungs-Prozess fortgesetzt und ein verkorpertes Schopferbild prasentiert. Adam erhalt seinen Korper von der Erdgottheit oder der Flussgottheit aus alter Zeit und der Schopfer bekommt seine Pose von der Windgottheit oder der Himmelsgottheit, Caelus. Die Tatsache, dass Michelangelo in der Wiedergabe der allegorischen Figuren befahigt war, kann man durch die Gotter der Zeit in der Capella Medicina bestatigen, die im Untergeschoss der Kirche San Lorenzo in Florenz eingerichtet ist. Die Momente der Zeit, benannt La Notte, Il Giorno, Il Crepusculo und L'Aurora, erscheinen als einen weiblichen oder mannlichen Korper, jeweils nach dem Italienischen Substantiv Geschlechts. Michelangelo forschte nicht nur antike Skulpturen und bildende Kunst, sondern verkaufte auch eigengemachte Falschungen von antiken Skulpturen. Als er den Auftrag vom Papst Jullius II. bekam, das Deckenfresko der Sixtinsehen Kapelle zu bemalen, hatte er bei der Szene Erschaffung Adams die seitdem Mittelalter uberlieferte ubliche Darstellungsweise aufgegeben. Statt einem Schopferbild, in dem der Erschaffer Adam das Leben einblast und ihn begluckt, hatte er es in ein Schopferbild von antiken Skulpturen erneuert. Dieser Vorfall war einmalig in der Geschichte des Schopferbildes. Einst vor oder auch nach Michelangelo hat es in der Darstellung von Erschaffung Adams kein einziges Beispiel gegeben, ausser Michelangelo, dass Adam in liegender Pose und der Schopfer fliegend dargestellt wird. Michelangelo reprasentiert den Schopfer als Bildhauer. Und er versteht ihn zugleich als ein pneuma Dasein. Sein Gedanke, dass er die Lebenskraft durch seine Hand (Manus Dei) verteilt und die himmlische Schonheit(divina Bellezza) mit den Menschen gemeinsam besitzt, kommt also vom antiken Philosophen Plotinus. Hier wird gezeigt, warum und wie sich Michelangelo von der ftiheren ikonographischen Konvention unterscheidet. Um es zu erklaren, werden als Hintergrunde erwagt, Figura Serpentinatas Theorie und die Emanations Theorie von Plotinus, die Gian Paolo Romazzo in Tratatto della Pittura bekundet. Dadurch wird auch uberpruft, wie sich der Begriff der vier Elemente als Zusammensetzungsprinzip der Gestik in der bildenden Kunst einweichen konnte. Die vier Elemente wurden als Fuhrer von Chaos und Ordnung verstanden und als Kaleidoskop der Kreation und des Lebens oder von Katastrophe und Zerstorung in der bildenden Kunst. In der Erschaffung Adams stellt Michelangelo den Erschaffer in Winde gekleidet und ihn als eine Figur dar, die ein Leben der aus Erde erschaffenen Kreatur eingibt. Statt des Urteils von Wasser und Feuer wie in Arche Noahs oder Sodom und Gomorrha, hat Michelangelo versucht, durch die Elemente des Windes und der Erde die Freude der Erschaffung und des Anfangs des Weltalls auszudrucken.