Goethe findet die richtige Arbeitsweise der Naturwissenschaft darin, ‘alle Erfahrungen zu sammeln, alle Versuche anzustellen und sie durch ihre großte Mannigfaltigkeit durchzufuhren’. Deshalb besteht ihm zufolge die adaquate Behandlungsweise der Gegenstande in der Naturwissenschaft nicht im ‘Verbinden und Knupfen’, sondern im ‘Ordnen’, wie er sich in seiner kleinen Schrift Beobachten und Ordnen außert. Dieser Gedanke macht sich auch in Goethes Auffassung der Geschichte geltend, wenn er sich (z.B. im Gesprach mit Luden und in einigen Schriften uber die Geschichte) der dominierenden zeitgenossischen wissenschaftlichen Methode der Geschichte entgegensetzt: In der geschichtsphilosophisch aufgefassten Geschichte der Menschheit mussen alle dem epistemologisch abgeschlossenen Ziel nicht entsprechenden sekundaren Faktoren beseitigt werden, damit viele verschiedene Ereignisse in einem luckenlosen Zusammenhang verknupft werden konnen und dadurch eine Universalgeschichte dargestellt wird, die das noch zu erreichende ideale Ziel der Geschichte umfasst. In dieser Geschichtsauffassung muss ein fremdes Moment zugunsten des bereits vollkommen eingerichteten Systems ausgelassen oder in das System kunstlich eingefugt werden. Goethe zufolge musse sich der Historiker demgegenuber die Muhe des Sammelns und Flickens geben, und aufgrund dieser Muhe soll eher die gesamte Einrichtung, namlich die Weltgeschichte zugunsten des gesammelten Individuellen, neu geschrieben werden, als dass alles Sekundare fur eine ideell konstruierte Universalgeschichte beseitigt wird: Es ist das objektive Ordnen als eine richtige Behandlungsweise der geschichtlichen Gegenstande, durch das sich der Historiker an das ganzheitliche Bild der Geschichte immer nur annahern kann, obwohl es sich nie vollstandig konstruieren lasst.
Dass Goethe die Geschichte der Welt als ‘eine Art Archiv’ versteht, in der die individuellen Geschichten gesammelt und geordnet werden sollen, weist darauf hin, dass ihn das historische Ganze interessiert. Sein Interesse am Gesamtbild der Weltgeschichte entfernt sich aber vom geschichtsphilosophischen Konzept von der einheitlich systematisierten Universalgeschichte der Menschheit in dem Maße, wie es sich in seiner historischen Ansicht um die Muhe handelt, unuberschaubar zusammenhanglose Bruchstucke der Weltereignisse nicht luckenlos zu verbinden, sondern zu sammeln und immer erneut zu ordnen. Diese Ansicht Goethes von der Geschichte als einem immer vollkommener werdenden offenen Prozess stellt sich dem epistemologisch (ab)geschlossenen Universalismus der geschichtsphilosophischen Auffassung der Geschichte entgegen, die aufgrund der Kraft des menschlichen Geistes (aufgrund des unumschrankten Vermogens des vernunftigen Subjekts) eine unveranderliche Gesetzlichkeit in den fragmentarischen geschichtlichen Ereignissen erkennen, ein luckenloses System der Geschichte nach dieser Gesetzlichkeit bilden und die einheitliche universale Geschichte der Menschheit vollstandig darstellen will.
Goethe findet die richtige Arbeitsweise der Naturwissenschaft darin, ‘alle Erfahrungen zu sammeln, alle Versuche anzustellen und sie durch ihre großte Mannigfaltigkeit durchzufuhren’. Deshalb besteht ihm zufolge die adaquate Behandlungsweise der Gegenstande in der Naturwissenschaft nicht im ‘Verbinden und Knupfen’, sondern im ‘Ordnen’, wie er sich in seiner kleinen Schrift Beobachten und Ordnen außert. Dieser Gedanke macht sich auch in Goethes Auffassung der Geschichte geltend, wenn er sich (z.B. im Gesprach mit Luden und in einigen Schriften uber die Geschichte) der dominierenden zeitgenossischen wissenschaftlichen Methode der Geschichte entgegensetzt: In der geschichtsphilosophisch aufgefassten Geschichte der Menschheit mussen alle dem epistemologisch abgeschlossenen Ziel nicht entsprechenden sekundaren Faktoren beseitigt werden, damit viele verschiedene Ereignisse in einem luckenlosen Zusammenhang verknupft werden konnen und dadurch eine Universalgeschichte dargestellt wird, die das noch zu erreichende ideale Ziel der Geschichte umfasst. In dieser Geschichtsauffassung muss ein fremdes Moment zugunsten des bereits vollkommen eingerichteten Systems ausgelassen oder in das System kunstlich eingefugt werden. Goethe zufolge musse sich der Historiker demgegenuber die Muhe des Sammelns und Flickens geben, und aufgrund dieser Muhe soll eher die gesamte Einrichtung, namlich die Weltgeschichte zugunsten des gesammelten Individuellen, neu geschrieben werden, als dass alles Sekundare fur eine ideell konstruierte Universalgeschichte beseitigt wird: Es ist das objektive Ordnen als eine richtige Behandlungsweise der geschichtlichen Gegenstande, durch das sich der Historiker an das ganzheitliche Bild der Geschichte immer nur annahern kann, obwohl es sich nie vollstandig konstruieren lasst.Dass Goethe die Geschichte der Welt als ‘eine Art Archiv’ versteht, in der die individuellen Geschichten gesammelt und geordnet werden sollen, weist darauf hin, dass ihn das historische Ganze interessiert. Sein Interesse am Gesamtbild der Weltgeschichte entfernt sich aber vom geschichtsphilosophischen Konzept von der einheitlich systematisierten Universalgeschichte der Menschheit in dem Maße, wie es sich in seiner historischen Ansicht um die Muhe handelt, unuberschaubar zusammenhanglose Bruchstucke der Weltereignisse nicht luckenlos zu verbinden, sondern zu sammeln und immer erneut zu ordnen. Diese Ansicht Goethes von der Geschichte als einem immer vollkommener werdenden offenen Prozess stellt sich dem epistemologisch (ab)geschlossenen Universalismus der geschichtsphilosophischen Auffassung der Geschichte entgegen, die aufgrund der Kraft des menschlichen Geistes (aufgrund des unumschrankten Vermogens des vernunftigen Subjekts) eine unveranderliche Gesetzlichkeit in den fragmentarischen geschichtlichen Ereignissen erkennen, ein luckenloses System der Geschichte nach dieser Gesetzlichkeit bilden und die einheitliche universale Geschichte der Menschheit vollstandig darstellen will.