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Ausgehend davon, dass die “Dialektik der Kulturbewegung” und die “Reichsunmittelbarkeit der Poesie” Schlusselmetaphern des Keller’schen Realismus sind, wird in dieser Arbeit versucht, diese beiden Begriffe auf die Interpretation seiner Werke anzuwenden.
Anliegen des zweiten Teils ist es, die Puppenszene am Anfang der Novelle Romeo und Julia auf dem Dorfe als Antwort darauf zu analysieren, wie die realistische Literaturproduktion innerhalb der “Dialektik der Kulturbewegung ablauft. Dadurch, dass die Motiv-Komplexe mit dem biblischen Sundenfall, Shakespeares Werk und dem tatsachlichen Vorfall verbunden werden, wird die Konstanz des Stoffes von Romeo und Julia nicht als literarische, sondern als anthropologische bezeugt. Keller kommt es darauf an, diese Fabel poetisch “in neuem Gewande” wieder in Erscheinung treten zu lassen. Daruber hinaus ist die begrabene Puppe allergorisch als die lebendig-begrabene Dichterexistenz, das poetische Schaffen Kellers als Dichter, zu interpretieren.
Im dritten Abschnitt wird herausgestellt, dass im Grunen Heinrich (2. Fassung) Keller sich uber seinen eigenen Ort als Dichter und uber die Funktion der Literatur Klarheit schafft. Nicht nur dadurch, dass die Phantasie des erzahlenden Ichs sich immer neu daran entzundet, biographisches Material zu bearbeiten, umzudichten, zu ironisieren, sondern auch dadurch, dass er sich als Wahrheitssuchender stets um die adaquate, realistische Wahrnehmungsweise der Welt bemuht, wird der Realismus zu einem zentralen Thema dieses Romans. In der Bemuhung des erzahlenden Ichs, die in der gemeinen Wirklichkeit durch den Akt des Schreibens eine schonere Welt im Sinne der poetischen Verklarung wiederherstellt, handelt sich es um die Umsetzung von Kellers lebenslangem, poetischem Credo der “Reichsunmittelberkeit der Poesie”.
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